Porträtaufnahmen am Flughafen

Einen Menschen zu fotografieren ist einfach – Kamera einschalten, Ausschnitt wählen, Auslöser drücken. Autofokus und Belichtungsautomatik erledigen dann den Rest. Mit etwas Glück ist der Kopf nicht abgeschnitten.

Einen Menschen in einer Fotografie zu charakterisieren, so, daß sein Wesen  sichtbar wird, ist etwas ganz anderes.

Herr Holger Eckstein – Gründer von „My Mission“ und Autor von „Lebe Deine Mission“ (http://holgereckstein.de) sprach mich genau mit diesem Wunsch an. Nun, wie fotografiert man einen Menschen, der anderen hilft, ihre Berufung zu finden? Einen Handwerker kann man mit seinen Werkzeugen und seinen Produkten fotografiere, einen Schriftsteller zur Not mit seinen Büchern, aber einen Coach?

Ein Porträtfoto ist für mich immer ein Dialog zwischen Porträtiertem und Fotograf. Ohne ein echtes Interesse des Fotografen und Vertrauen des Fotografierten kann sich nichts entwickeln. Das Ergebnis sind dann inszenierte Bilder, die mit dem Wesen des Fotografierten kaum etwas gemein haben. Herr Eckstein beschrieb mir sein Konzept und schilderte mir nachdrücklich seine Erfahrungen. Ein echter Coach ist ein Mensch, der ein Ruhepol in einer hochtechnisierten, arbeitsteiligen Welt ist, aus seiner Persönlichkeit schöpft und dadurch Menschen inspirieren kann, ihre Anlagen zu erschließen. Ein Bahnhof mit seinen Menschenmassen, die sich durch die Gänge und über die Bahnsteige schieben, getrieben von Terminen – dies ist für mich eines der Sinnbilder der modernen Welt. Aus diesem Eindruck heraus hat sich dann meine Bildidee entwickelt, Herrn Eckstein in einem großen Bahnhof zu porträtieren. Die gewollte Bewegungsunschärfe betont die Geschäftigkeit der Umgebung, aber auch das „In-sich-selbst-ruhende“ des Coach Holger Eckstein.

Holger Eckstein – Gründer von „My Mission“, Autor von „Lebe Deine Mission“

Auf einem belebten Bahnhof Porträtfotos zu fotografieren ist eine interessante Erfahrung – Passanten sind neugierig und erstaunlich geduldig, denn sie vermuten, daß eine „Celebrity“ gerade fotografiert wird. Man lernt nette Menschen kennen, wenn man sein Gepäck nur kurz stehen läßt und es scheint, als habe es möglicherweise keinen Besitzer mehr.

Es ist das Privileg eines Fotografen, immer wieder die unterschiedlichsten Menschen kennen zu lernen und damit eine andere Sicht auf die Welt zu erfahren. Wenn der zu Porträtierende sich dann auf einen Dialog mit dem Fotografen einläßt, entstehen bemerkenswerte Fotografien.

Volker Muth – Ein Bild von einem Unternehmen www.volkermuth.net